Langsam aber sicher ist Social Media auch bei kleinen deutschen Unternehmen angekommen. Immer mehr Restaurants, Boutiquen oder Einzelhändler setzen mittlerweile fast ausschließlich auf die Facebook-Seite.
Hier werden Fans gesammelt, Fotos veröffentlicht und mit Kunden kommuniziert. Auf der eigenen Internetseite – sofern es überhaupt eine gibt – herrscht Totenstille. Als Grund nennen solche Unternehmen dann die Kosten (keine) und die Einfachheit der Verwaltung (man kennt es ja sowieso schon).
Aber wer nur noch auf Facebook setzt, gibt die Kontrolle über seine Online Präsenz an ein anderes Unternehmen ab. Er muss mit dem Risiko leben, dass nur ein kleiner Teil der gesammelten Fans neue Veröffentlichungen sieht – oder er muss etwas dafür bezahlen. Er muss sich ständig wechselnden Nutzungsbedingungen unterwerfen. Er muss damit leben, dass er bei einem Verstoß gegen AGBs im schlimmsten Fall den Zugriff auf seine Inhalte, Fotos und vor allem Kontakte verliert. Nur wer eine eigene Webseite betreibt, hat wirklich die Kontrolle über seine Webpräsenz.
Facebook ist für Unternehmen nicht (mehr) kostenlos
Facebook Seiten kosten nur auf den ersten Blick nichts. Zwar entfallen die Kosten eines Webdesigners oder Programmierers. Kosten für Webhosting gibt es dabei auch keine. Man muss auch nicht die Bedienung eines neuen Systems lernen.
Aber es gibt einen Haken:
Facebook Seiten sind nur auf den ersten Blick kostenlos. Wer möchte, dass auch wirklich alle „Fans“ einer Seite die Chance bekommen, eine Veröffentlichung zu sehen, muss heute dafür bezahlen. Er muss seine Veröffentlichung zusätzlich auf Facebook kostenpflichtig bewerben.
Die normalen Posts einer Facebook-Seite bekommen nur sehr wenige „Fans“ überhaupt zu sehen. Wie viele das sind, hängt vom Edgerank der jeweiligen Facebook Seite ab. Wie der sich zusammensetzt, ist nicht genau bekannt. Man kann aber davon ausgehen, dass im Schnitt gerade mal 16-17% der Abonnenten einen neuen Post sehen oder sogar nur 13%. Je nachdem, welche Statistik man sich ansieht.
Darüber darf man sich weder wundern noch ärgern. Facebook ist ein börsennotiertes Unternehmen, das Gewinn erwirtschaften will und muss. Die Plattform muss Geld erwirtschaften. Und das macht sie mit hochspezialisierter Werbung.
Wenn Du nicht für etwas zahlst, bist Du nicht Kunde, sondern das Produkt. (Zitat von Matt Mullenweg oder Andrew Lewis (Meta Filter User blue-beetle))
Es ist auch völlig legitim, dass Facebook von dem Erfolg der Unternehmensseiten seinen Teil abhaben möchte. Sie haben die Plattform entwickelt. Es ist ihr gutes Recht.
Wer Facebook nutzt, muss damit leben. Oder seine Konsequenzen daraus ziehen.
Facebook hat die Kontrolle
Facebook hat das Recht, seine Nutzungsbedingungen zu ändern. Und das tun sie auch.
Dann muss man damit leben, dass bei einem Verstoß gegen die Regeln eine Unternehmensseite von heute auf morgen unwiderruflich gelöscht wird. Und das kommt regelmäßig vor. Auch wenn die Betroffenen sich manchmal überhaupt keines Fehlers bewusst sind. Eine Vorwarnung gibt es dabei in den seltensten Fällen.
Ist die Facebook Seite der Dreh-und Angelpunkt der eigenen Online-Präsenz kann das für ein Unternehmen katastrophale Folgen haben. Von jetzt auf nachher gibt es keinen Zugriff mehr auf Inhalte, insb. Fotos. Und was noch schlimmer ist: Es gibt keine Möglichkeit mehr, auf die gesammelten Kontakte zuzugreifen.
Was ist die Konsequenz: Facebook gar nicht zu nutzen?
Wer sein Unternehmen online repräsentieren möchte, braucht eine eigene Webseite. Über die er die Kontrolle hat. Von der er Backups machen kann und bei Bedarf den Webhoster wechseln kann. Bei dem er selbst die Kontrolle über alle Inhalte, Daten und Kontakte hat.
Social Media Präsenzen sind klasse. Sofern sie zum Unternehmen und den eigenen Vorlieben passen. Sie müssen aber als zusätzliche Plattform betrachtet werden. Als Außenposten. Als Unterstüzung. Nur so kann man die Kontrolle behalten.
Ja, das bedeutet eine Investition. Das bedeutet, dass man etwas neues lernen muss und das man Geld in die Hand nehmen muss. Aber das muss man in jedem Aspekt eines Unternehmens. Wieso sollte es ausgerechnet bei der Online Präsenz anders sein?
Wer das nicht beherzigt sieht sich vielleicht in ein paar Jahren vor dem Problem, dass er von vorne anfangen muss.
Social Media Vorlieben können sich ändern. Vor ein paar Jahren gab es ganz andere Netzwerke. Heute ist jeder auf Facebook oder indirekt über WhatsApp dann doch wieder auf Facebook. Aber kann jemand wirklich garantieren, dass das immer so sein wird? Es waren irgendwann auch mal VZ-Netzwerke, WerKenntWen, Digg oder StumbleUpon relevant.
Vielleicht gibt es irgendwann ja auch ein Zeitalter nach Facebook?
(Foto: © Kovalenko Inna – Fotolia.com)