Social Media Nutzer sind Menschen, keine Leads für Vertrieb oder Marketing. Und diese Menschen interessieren sich nicht für Pressestatements und Lobeshymnen eines Unternehmens. Wer seinen „Fans“ nur einseitige Informationen zukommen lässt, keine Kritik erlaubt und jedes Statusupdates am besten noch von der Geschäftsführung absegnen lässt, verschwendet damit seine Zeit – und die seiner Fans, Follower, Circles, etc.
Unternehmensseiten in einem Social Media Kanal machen nur Sinn, wenn man ehrliches Interesse an der Meinung seiner Kunden hat und in jeder Kritik eine Chance sieht. Ja klar, es kann irgendwann einen Shitstorm geben. Aber mal ehrlich: Bisher hat jedes Unternehmen, dass davon betroffen war, es auch verdient.
Die Wurzel des Übels
Was ist der Grund für die vielen nutzlosen Facebook-Seiten und Twitter-Friedhöfe? (Google+ wird da zum Glück noch vernachlässigt 🙂 zieht langsam nach.) Ich denke, es ist eine Mischung zwischen falscher Motivation und falscher Beratung.
Mangelnde Falsche Motivation
Gerade kleine und mittelständische Unternehmer müssen sich sowieso schon um alles selbst kümmern. Erst war es der „Zwang“ zur Internetseite. Das reicht schon nicht mehr. Jetzt muss man auch noch eine Präsenz in den sozialen Netzen haben. Mindestens Facebook, dann auch noch Xing und irgendwie auch Twitter, Pinterest, Google+ und Foursquare. Diese Informationen prasseln von allen Seiten auf KMU-Geschäftsführer und Unternehmer ein: In Fachzeitschriften (gerne auch noch mit Warnung vor den rechtlichen Risiken), in der Presse, von den Kindern, aus dem Bekanntenkreis, etc. Diesem Druck beugt man sich irgendwann mehr oder weniger zähneknirschend.
Und das ist leider das Problem. Wer sich verpflichtet fühlt, sein Unternehmen in sozialen Netzen zu vertreten und es nur deshalb macht, kann damit nicht erfolgreich sein. Spaß wird man so schon gar keinen haben.
Falsche Beratung
Dann gibt es noch Unternehmer, die das Thema Social Media mit den besten Voraussetzungen angehen. Sie recherchieren und finden jede Menge Berater und Experten, die das Blaue vom Himmel versprechen. Da gibt es die dollsten Dinger:
- Zigtausend Fans in einer Minute,
- der ultimative Social Media Guide für absolut alles und jeden,
- automatisch neue Kunden über soziale Netze generieren, etc.
Zum Glück funktioniert das so nicht. Für einen Laien ist das aber oft nicht erkennbar. Aber auch hier gilt: Hört sich etwas zu gut an, um wahr zu sein, ist es das wahrscheinlich auch.
Es gibt Experten, die wirkich weiterhelfen. Die wirken dann aber auch nicht wie Spammer. Jeder von Ihnen blogt oder teilt Informationen in sozialen Netzen (Stichwort: Moving the free line). Und sie sind meistens sogar ansprechbar, auch wenn sie es im klassichen Sinn „nicht mehr nötig hätten“. Dazu gehören z.B.:
- Chris Brogan: Social Media Experte Forbes Nr. 1 Social Media Influencer 2012, Autor, auf allen relevanten sozialen Netzen (englisch)
- Mari Smith: DIE Social Media Expertin aus den USA hat ein Blog, eine Facebook Seite mit vielen nützlichen Tipps (ist auch auf anderen sozialen Netzen unterwegs) und ein Buch, allerdings alles auf englisch
- Guy Kawasaki: früherer Apple-Evangelist, Google Mitarbeiter und einfach ein cooler Typ, hat u.a. ein Buch über Google+ geschrieben (englisch)
- Ann Handley: Social Media Expertin, Autorin, Bloggerin und Chief Content Officer bei MarketingProfs (englisch)
- Brian Solis: Social Media Experte, Autor, Blogger und Keynotespeaker, vertreten auf Facebook, Twitter, Linkedin (englisch)
Leider ist auf dieser Liste kein einziger deutsch-sprachiger Experte vertreten. Das liegt daran, dass ich keinen kenne und ich auch nach einer Recherche keinen gefunden habe. Ich lasse mich aber gerne eines Besseren belehren…
Social Media kann wirklich was bringen!
Dabei bietet Social Media gerade für kleinere Unternehmen riesige Chancen: Man kann sein Unternehmen gar nicht einfacher bekannt machen. Es war noch nie einfacher, potentielle Kunden zu erreichen. Man darf nur nicht vergessen, dass die Welt zuschaut. Ich denke, dass Fan-Pages eine echte Bereicherung für Unternehmen und Kunden sein können, wenn man sich an Folgendes hält:
- Schaut regelmäßig rein! Eine Social Media Präsenz kann man nicht alleine lassen. Wer nicht am Ball bleibt, verschenkt seine Chance.
- Meint es ehrlich! Fans und Kunden wittern es, wenn es jemand nicht ernst meint. Und dann kennen Sie keine Gnade. Deswegen sollte Social Media nicht unbedingt an die Marketing Abteilung delegiert werden. Das merkt man häufig sofort.
- Zeigt Interesse! Im Grunde sind wir alle Egoisten: Wir lesen gerne unseren Namen und wollen, dass man sich für unsere Probleme interessiert. Wenn wir „Fans“ eines Unternehmens sind, möchten wir merken, dass wir ihm wichtig sind.
- Hört zu! Wenn Fans Verbesserungsvorschläge machen oder Kritik üben, darf man sowas weder löschen noch ignorieren. Unternehmen müssen darauf reagieren und daraus lernen.
- Versteckt Euch nicht! Unternehmen müssen Gesicht zeigen. Wir wollen mit Menschen zu tun haben und nicht mit einem Firmennamen.